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400mal Mexiko

23.11.2011 | 0 Kommentare

1087 km in acht Tagen quer durch das Maya-Land Yucatans. Das war die erste Woche des 14tägigen Mexikoaufenthalts. Dabei verlief die zweite Hälfte, die ich mit meiner Frau auf der Insel Holbox inmitten eines Vogelschutzgebietes verbrachte, eher ruhig und ereignislos. Abgesehen von immer ernst schauenden und nie grüßenden Schweden und deutschen Büroschönheiten und laut/starken Fußballdeutschen, die – wenigstens größtenteils – vom Handtuchterror am Pool absahen.

(Ja, man darf in diesen Tagen „Terror“ und „Terrorismus“ persiflieren, ja man muss es vielleicht sogar: Ironie, Satire und Zynik sind die wahren Waffen wehrhafter Demokratie.)

Während der erstwöchigen Entdeckungsreise führte ich Reisetagebuch – strikt beschränkt auf 50 Wörter am Tag. Damit es auch wirklich nicht mehr wird – diesmal der Eintrag ohne Hyperlinks.

Denn also: Vamos Amigos!

 

1. Tag

10 Stunden Flug, zwölf davon Gespräch mit Arturo. Der glaubt an Reptilienaliens, Ufo-Entführungen, die Weltverschwörung und Überwachungschips. Ich nicht. Danach Spreewald-Peggy und Ehemann helfen. Deren Kreditkarte funktioniert nicht. Unsere schon. Schwül. Regen. 4,5 Autos auf 2 Spuren. 20 Stunden wach. Übermüdet. Slowly sleeping into madness. Tatsächlich in Mexiko! Arriba!

2. Tag

Autofahren. Tulum. Militär mit MGs. Sicher(t). Folkloristische Musik verstärkt das Eintauchen in die Fremdartigkeit. Mayastätte an der Karibik. Atmet andere RaumZeit. Bluthände an Palast machen nachdenklich. Danach Fahrt nach Cobá. Kaffee bekämpft den Jet-Lag. Hotelzimmer mit Weihwasserbecken behütet uns gut. Auch dank Zimmersafe. Und Dusche.

3. Tag

Cobá. Mayastätten im Dschungel. Schwül, Moskitos, Bienenstöcke. Tatsächlich Patrick Stewart getroffen. Danach Chichen Itza. Salsa brennt mexikanisch. Die Sonne auch. Kukulhkan-Pyramide. Bei Tag und mit Lightshow bei Nacht. Irreal beeindruckend. Zeugnisse einer terminalen Hochkultur. Aber keine Schweizer Aliens. Kauf eines Obsidianmesser-Brieföffners. Für Opferungen an den Bürogott.

4. Tag

3 Stunden Fahrt nach Uxmal. Anstrengend. Trotz rücksichtsvollem Mexico-Verkehrs. Durchatmen im Zimmer. Verwirrt vom selben Zimmer im baugleichen Hotel. Dann Pyramide des Wahrsagers und Gouverneurs Palast. Und wieder Patrick Stewart. Mayas tanzen und singen für ihre Götter. Trommeln dröhnen, Federn rascheln. Im Dunkeln noch zaubervoller. Touri-Hut kleidet gut.

5. Tag

Auf dem Weg nach Meridá via Lolthun-Grotten. 3000 Jahre alte Handstencils. Und (angeblich) unentdeckte Inschriften. Chak Mo’ol sei Dank! Kennen nun auch die Maya-Unterwelt. Sowie einen Riesen-Steinpimmel. Was will man mehr? Danach in Hinterlanddörfern verfahren. Fahren schlaucht. In Mèrida Zimmer im ehemaligen Kloster. Halleluja. Viva Zapata!

6. Tag

Heute Kampfshopping in Mèrida. Und natürlich Kultur. Dia de los Muertos entdeckt. Und La Katrina – Skelett im präsidialen Edelkleid. Wird mich daheim der Zufälligkeit des Nicht-Sterbens erinnern. Bei Pancho (Villa)’s hervorragend gespeist. Und alles über die US-Dame am Nebentisch erfahren. Können die nicht auf ihrer Seite des Zauns bleiben?

7. Tag

Auf dem Weg nach Valladolid Zwischenstopp in Izmal. Ort katholischen Hegemonialterrors. Und der Polen-Papst-Verehrung. Pyramidenstumpf-Parcours in der Mittagssonne ist grenzwertig. Ausblick dafür grenzenlos. Valladolid: Jesus in Glassarg erinnert an Schneewittchen. Leicht verstörend. Umso besser tut der Tequila. Mit Salz auf Limette. Morgen leider letzter Tag der Rundfahrt.

8. Tag

Heute endet die Yucatan-Maya-Expedition. Am Flughafen länger auf Transfer gewartet. Aber europäisch Contenance bewahrt. Nicht so die brüllende, gehbehinderte US-Amerikanerin. Disgusting! Danach 2h Fahrt Richtung Holbox. Anschließend wackeliges Speedboot bei Nacht, dann mit Golfcarts durchs Hippieparadies. Ankunft in Traum-All-Inc auf Bambuspfählen. Von Schönheit überwältigt; Seelenruhe!

Alle Fotos: Sebastian Bartoschek

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