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Kompetenzfeststellung – Was’n das?

21.05.2011 | 0 Kommentare

Seit Jahren geistert das Schlagwort „Kompetenz­feststellung“ durch die Arbeitswelt. In einem Impulsvortrag vor Eltern in Bochum versuchte ich durch Informationen Angst zu vertreiben.

Zunächst ist festzuhalten, dass das Wort Kompetenzfeststellung aus „Kompetenz“ und „Feststellung“ zusammengesetzt ist, ein trivialer aber nicht unwesentlicher Fakt. Will man zunächst wissen, was sich hinter dem Begriff“ Kompetenz“ eigentlich genau verbirgt, stößt man schnell auf eine gängige Standarddefinition:

„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (F.E. Weinert, 2001)

Ohne diese sehr wissenschaftliche Definition zu sehr sezieren zu wollen, ist zu erkennen ist, ist, dass es zwei verschiedene Arten von Kompetenzen gibt, nämlich:

„kognitive[n] Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen“ und „soziale[n] Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“.

Der erste Bereich sind die kognitiven Kompetenzen. Dies sind diejenigen Kompetenzen, die mit Fähigkeiten wie Rechnen, räumlichem Vorstellungsvermögen oder sprachlicher Auffassungsgabe zu tun haben. Umgangssprachlich könnte man auch sagen, dies sind die geistigen Fähigkeiten eines Menschen.

Der andere Bereich sind die sozialen Kompetenzen, d. h. diejenigen Kompetenzen, die im Zusammenspiel zwischen mindestens zwei Menschen zum Tragen kommen. Diese können weiter untergliedert werden: in personale, soziale, methodische, interkulturelle Kompetenz sowie die Art der Arbeitsausführung.

Bei der Frage nach dem „Wie?“ der Feststellung gibt es ein
allgemeines Problem, egal ob wir Kompetenzen feststellen (also erheben, erfassen) wollen oder ob wir eine andere Form der Messung, z.B. der Geschwindigkeit eines Autos, durchführen wollen:

Hierbei ist es so, dass man im Allgemeinen davon ausgeht, dass es einen Bereich gibt, der gemessen werden soll (hier blau: das Konstrukt), man aber mit der Messung einen anderen Teil (hier gelb: Messung) erfasst.

Die Schnittmengen der blauen und der gelben Ellipse sind das, was wir messen wollen und auch messen (C). Daneben entstehen aber noch die Bereiche A und B, wobei A der Bereich dessen ist, was gemessen werden wollen aber nicht gemessen wird und mit B der Bereich dessen ist, was zwar nicht gemessen werden wollen aber leider nicht gemessen wird. Ziel psychologischer Tests ist es, den Bereich C möglichst groß und die Bereiche A und B möglichst klein zu halten.

Um das zu schaffen, nutzen Psychologen eine Vielzahl von Verfahren und überprüfen diese auf verschiedene
Testgütekriterien, um abschätzen zu können, wie gut diese Verfahren sind. Dabei werden die beiden unterschiedliche Kompetenzbereichen normalerweise auch mit zwei verschiedenen Erfassungsverfahren erhoben: der kognitive Bereich mit psychologischen Testverfahren (Papier-Bleistift- oder Online-Tests) und der Bereich der sozialen Kompetenzen mit sogenannten Assessment Centern – die Verhaltensbeobachtungen durch geschulte Beobachter beinhalten.

Was sind aber die Kompetenzen, die Unternehmen von ihren angehenden Auszubildenden erwarten? Das
Bundesinstitut für berufliche Bildung befragte hierzu 2005 sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber, Gewerkschaften und Wissenschaftler. Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick darüber, was als Ausbildungsfähigkeit gesehen wird.


Es fällt auf, dass es keine klare Tendenz nur zu kognitiven oder nur sozialen Kompetenzen gibt, sondern dass ein guter Azubi eine vernünftige Mischung beider Kompetenzbereiche mit sich bringt.

Immer wichtiger wird dabei in den letzten Jahren eine gute Allgemeinbildung und soziales Engagement. Das Allgemeinwissen lässt sich schon dadurch allein deutlich steigern, dass jeden Tag ein
seriöses Nachrichtenformat angeschaut wird. Soziales Engagement lebt man am besten seinen Kindern vor, sei es durch Tätigkeiten in einer Kirchengemeinde, einer Partei, einem Sportverein oder einer anderen Form der Betätigung, die ein Interesse an den Mitmenschen erkennen lässt.

Denn letztlich gilt: Kompetenzen sind nicht einfach da oder eben nicht da. Sie werden erworben, verfeinert und können trainiert werden. Dies einzuleiten ist die Aufgabe der Eltern, auch dadurch, dass sie
Vorbild für ihre Kinder sind.

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