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Wenn ich ein Krawumm wäre!

13.04.2012 | 0 Kommentare

Literaturkritiken und Rezensionen gibt es genug. Gerade im Moment. Da
ein ehemaliger Literaturnobelpreisträger Feedback zu etwas einfordert, um sich dann darüber zu beschweren dass er ein adäquates solches erhält. Deswegen werde ich eben nicht mit einer weiteren Rezension belästigen, sondern überlasse das Feld den Autoren selbst.

Dabei wird der geneigte, kultivierte und experimentierfreudige Leser einen bisher beispiellosen Ansatz ausgebreitet finden, den selbst in der Schulzeit nur Wenige gewagt haben: Die Blindbesprechung eines Buches.

Ein Experiment in vier Akten.

1. Akt: Die Besprecher und ihre Bücher

Florian Freistetter (34), wohnhaft in Jena, Wissenschaftsblogger und Astronom,

mit seinem neuen Buch „Krawumm! Ein Plädoyer für den Weltuntergang

versus

Sarah Bosetti (28), wohnhaft in Berlin, Couchpoeto und Poetry Slammerin,

 
 

 

mit ihrem Erstlingswerk „Wenn ich eine Frau wäre„.

Beide stehen in der Blüte ihres Lebens, beide sind vom ersten Tag des Experiments an belegt mit gegenseitigem Google- und Facebook-Stalk-Verbot, kontrolliert durch ihr eigenes Gewissen, verfolgt von dem Fluch, ansonsten nicht mehr zu wachsen.

 


2. Akt: Selbstzuschreibungen

Sarah und Florian wurden gebeten, einige Fragen zu ihren Bücher zu beantworten. Hier ihre Antworten:

Frage
Sarah
Florian
Wie lange hast du an dem Buch geschrieben?
Schwer zu sagen. Den Großteil habe ich während der letzten beiden Jahre stückchenweise für Lesebühnen geschrieben und nun zu einer langen Geschichte verwoben.
Etwa drei Monate
Wenn dein Buch ein Tier wäre, dann wäre es ein…
Tier. Das wäre auch schön, allerdings wäre es dann sehr viel schwieriger zu lesen.
natürlich ein kleines süßes Katzenbaby mit kuscheligen Fell und großen Augen das jeder unbedingt haben will
Wenn dein Buch ein Auto wäre, dann wäre es ein…
Omafahrrad.
Fahrrad. Autos sind doof.
Welcher Song passt am besten zu deinem Buch?
Großstadtlärm.
Welches Getränk passt am besten zu deinem Buch?
Schales, handgewärmtes Bier, fürchte ich. Dafür kann das Buch aber nichts.
Wasser. Denn das gibt es nur dank kosmischer Krawumms.

Albert Einstein würde über dieses Buch sagen:
„Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie.“

„Nett! Der Autor hat erwähnt, dass mir der Name ‚Relativitätstheorie‘ nie wirklich gefallen hat. Und er hat

sogar den Namen genannt, den ICH meiner Theorie viel lieber gegeben hätte.“

Welcher Promi würde dein Buch lieben?
Keine Ahnung, das müssen die Promis schon selbst rausfinden.
Dieter Bohlen! Im Buch kommen jede Menge super Sterne vor!
Wer wird dein Buch hassen?
Frauen. Oder Männer. Vielleicht auch beide.
Die Aliens von Seite 129. Immerhin unterstelle ich ihnen, sie würden die Sonne in ein schwarzes Loch verwandeln.
Was kostet dein Buch pro Seite in Cent?
9,60 ct.
10,70 ct.

3. Akt: die Blindrezension

Es ist soweit. Ein Trommelwirbel klingt blechern von der Blechtrommel. Die letzten Tänze sind getanzt. Das Häuten der Zwiebel abgeschlossen.

Florian und Sarah bekamen den Tabellenteil ihres Gegenübers aus dem zweiten Akt und sollten auf dieser Grundlage Auskunft über das Buch des Anderen geben.

 

Frage
Florian über Sarah
Sarah über Florian
Beschreibe typische Käufer des Buches mit Blick auf Alter, Geschlecht, Kleidung, Lieblingsfilm, -fernsehsender, -reiseland.
25, weiblich, H&M, Fluch der Karibik,  Sat 1, Spanien
Vielleicht lesen es nur hornbebrillte Endzeitfreunde mit tiefen Denkfurchen auf der Stirn. Vielleicht sehen aber auch alle Leser aus wie ich. Ich würde das Buch gerne lesen. Mein Hund wedelt auch mit dem Schwanz, wenn ich ihm davon erzähle. Das sind schon mal zwei potenzielle Käufer, allerdings sehen wir uns nicht besonders ähnlich. Ansonsten bin ich zur Zielgruppenbestimmung denkbar ungeeignet.
Zwischen welchen Bestsellern steht das Buch in der Buchhandlung einsortiert?
„Männerkrankheiten“, „Ich arbeite in einem Irrenhaus“, „Ein ungezähmtes Leben“
Direkt hinter „Krawall, Kommerz und Kunst“ und „Krawatten binden leicht gemacht“. Zumindest, wenn die Buchhandlung alphabetisch nach Titeln sortiert.
Welche fünf Wörter aus deinem Buch wird man vergeblich suchen:
Asteroiden-Einschlag Zwergplanet Gammablitz Weltenbrand Ereignishorizont

Durchschnittsmittelstandsmitteleuropäer

Hölme

Sparkasseninsassen

Second-Head-Toupets

Ganzkörperschamhaar

Welches Fazit würdest Du in 23 Worten als Klappentext beisteuern?
Das Buch handelt von Frauen. Oder Männern. Oder Frauen und Männern. Egal. Wenn ihr ne Frau seid, lest es. Im anderen Fall auch.
Wenn ein Buch wie ein Katzenbaby gucken und dann auch noch „Krawumm“ machen kann, sollte man es kaufen. Und wegen der Aliens.

 


 
 

Buchcover und -formate im Vergleich

 


4. Akt: Worum es eigentlich geht

Was nun noch gesagt werden muss, ist, wie der Autor selbst in 23 Worten die Frage danach beantwortet, worum es eigentlich in seinem sein Werk geht.

Florian: „Atom gegen Atom. Planet gegen Planet. Asteroid gegen Planet. Stern gegen Stern. Galaxie gegen Galaxie. Universum gegen Universum. Alles kracht ordentlich zusammen. Krawumm.“

Sarah: „Um Ulf. Und um eine Frage: Wenn man Rentnern die Toupets klaut und ihre Entrüstung zu einer Performance erklärt, ist das dann Kunst?“

Meine Empfehlung in fünf Worten: Kaufen. Beide. Heute. Oder Morgen!

(Quelle aller Bilder: Autoren selbst)

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